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In dem medienübergreifenden Projekt In Case/Im Falle
wird mit künstlerischen Mitteln das taktische und strategische
Vorgehen in der heutigen Gesellschaft, sowie der Begriff Identität,
kritisch hinterfragt. Die formale Umsetzung erfolgt durch Film,
Zeichnung und Fotografie.
Das Begriffspaar Taktik und Strategie stammt wohl ursprünglich aus
dem Sprachgebrauch der Heeresführung, ist nun aber längst fest
verankerter Bestandteil des Vokabulars wie auch der Denk- und
Vorgehensweise von Politik und Wirtschaft. Als Rüstzeug für den
Erfolg haben die Begriffe Taktik und Strategie ebenso Eingang in die
schulischen Lehrpläne gefunden; ja selbst im Privatleben scheint
heute strategisches und taktisches Handeln durchaus angesagt.
Obendrein präsentiert sich der Kunstbetrieb, von öffentlicher wie
auch privater Seite her, offensiv als strategisches Unterfangen mit
kommerzieller Ausrichtung.
Taschen / Bags
Bags No.5, Photograph, 60 x 45 cm
Die Serie Taschen/Bags entstand zu den Themen
„Taktik“ und „Strategie“. Taktik ist gemäß Michel de Certeau
auch als List zu sehen – als die Kunst der Schwachen im
Alltag. Demnach profitiert die Taktik von Gelegenheiten und
ist von diesen abhängig. „Sie wildert und sorgt für
Überraschungen.“
Es handelt sich um Fotografien, die im Schlafzimmer einer
Frau entstanden sind, die Taschen anhäuft.
Das eigene Schlafzimmer ist der Ort für die strategische
Planung ihres alltäglichen Auftretens. Taschen haben einen
stark repräsentativen Charakter und zeichnen ein Bild über
die gesellschaftliche Zugehörigkeit der Person.
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Wie ist strategisches/taktisches Handeln also zu bewerten? Ab wann
spricht man von strategischem/taktischem Handeln? Zu welchem
Zeitpunkt erwächst aus einer Taktik Strategie und umgekehrt? Bedingt
eine systematische Vorgehensweise auch eine ebensolche systematische
Reaktion bzw. Reflexion? Weder Taktik noch Strategie sind sinnvoll
ohne Zielvorstellungen. Sind wir also in der ganz und gar in der
zielorientierten Gesellschaft angekommen? Aber in großen
Masterplänen ist selbst das Sichtreibenlassen, sind Auszeiten,
Rückschläge und sogar die Änderung von Zielen taktisch eingeplant.
Ist es also nun doch nicht allein das Erreichen konkreter Ziele, das
zählt? Was wird dann als Erfolg gewertet? Ist also nun endlich der
Weg das Ziel?
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„Slow Money“ - Video | 8 min
An zentralen und belebten Orten in Wien, wie etwa vor der Hofburg,
im Wurstlprater und vor der Staatsoper spürt Günter Puller Menschen
nach, die unter ständig wechselnden Bedingungen ihren Geschäften
nachgehen und macht sie zu den Protagonisten des Films „Slow Money“.
Im Gegensatz zu Unternehmern mit eigenem Geschäftslokal sind
Straßenhändler, Musiker und Schausteller auf der Straße mit Orten
und Situationen konfrontiert, denen sie sich durch taktisches
Handeln permanent aufs Neue anpassen müssen. Eine schnelle Reaktion
auf die flüchtigen Blicke und spontanen Gesten der vermeintlichen
Käufer ist notwendiges Geschick für Straßenhändler, um langsames
Geld zu verdienen.
Videostill / "Slow Money"
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„The Source“ - Video |
6 min
2007 adaptierte ein Künstlerpaar eine Industrieruine an der
Stadtgrenze zu Wien als ihr Atelier und verwandelte dieses
schließlich zu einem alternativen Ausstellungsraum. Die
Hauseigentümer jedoch, hatten den Abriss des Gebäudes bereits
beschlossen.
Ein Film über strategische Planung, taktisches Vorgehen und
zerstörte Hoffnungen.
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Within the cross-media art project
"In Case/Im Falle" basic inquiries around the terms "Tactics",
"Strategy" and "Identity" will be critically verified artistically.
The formal execution occurs through film, drawing and photography.
Originally deriving from the linguistic usage of warfare it has been
for a long time that the terms "tactics" and "strategy" have become
an embodied component not only of the vocabulary but also the whole
way of thinking and acting in the business world. As requisite
know-how for success, the concepts of Tactics and Strategy have
found also an entrance into the curricula at school; even in private
life strategic and tactical action seems announced today. Into the
bargain, public art institutions and alternative spaces present
themselves in quite an offensive manner as strategical ventures with
commercial orientation just like private enterprises.
Strategical and Tactical Terrains - Laundry
Oil pastel on paper, 66 x 51 cm
How is strategic/tactical acting to
be evaluated, therefore? Starting from when can one talk about
strategic/tactical acting? When does strategy arise from tactics
and vice versa? Does a systematic approach mutually cause a
systematic reaction or reflection? There is no sense in tactics
or strategy when there is no objective. So are we nowadays
living in a completely target orientated society? But when we
look at big master plans we can learn that their tactics even
include the modification of targets and time-outs. It seems
though, that achieving the targets is not the most important
thing today. So then, what else should be reappraised to be a
success? Can we finally determine the journey is the reward?
Shortcut 01/ Abkürzung 01
3dimensional work, Cable, Wood,
115 x 25 x 5 cm
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Bags
The photographs refer to the topics "tactics" and "strategy".
According to Michel de Certeau tactics also have to be seen as
deceit – as the art of the weak in their everyday life. Therefore
tactics benefit from opportunities and depend on these. „Tactics
poach and create surprise”.
“Bags” is a series of photo-works that have been taken in the
bed-room of a woman who is accumulating bags. The own bedroom is
the place for the strategic planning of her everyday appearance.
Bags have a very representative character and provide information
about the social affiliation of the person.
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„Slow Money“ - Video | 8 min
On central sites in Vienna, such as around the Imperial
Palace Hofburg, in the Viennese Wurstelprater and in front of
the Vienna State Opera Gunter Puller has been tracing persons
who are attending their business under constantly varying
conditions. They are the protagonists of the film “Slow Money”.
In contrast to entrepreneurs owning business premises, these
street traders and musicians are again and again confronted to
new localities and situations to which they constantly have to
adapt by tactical action. Rapid response to the glances and
spontaneous gestures of the supposed buyer is the central talent
that has to be demonstrated to earn slow money on the street.
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„The Source“ - Video | 6 min
In 2007 two artists adapted an industrial ruin at the city
boundary of Vienna as their studio and finally transmuted this
into an alternative exhibition space. However, the homeowners had
already decided to demolish the building.
A film about strategical planning, tactical action and dashed
hopes.
Videostill
/ "The Source"
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